© Marc Weßendarp TMD Wedding

Das Leben passiert – und damit möglichst wenig nach
hinten los geht, gibt es Versicherungen. Über 2.000 Euro geben die
Deutschen im Schnitt pro Jahr für Versicherungen aus. Angefangen hat
alles vor über 250 Jahren mit der „Assecuranz-Compagnie für See-Risico und Feuers-Schaden“ in Hamburg. 

Gesetzlich vorgeschrieben sind heute eine Krankenversicherung sowie
die private und Kfz-Haftpflicht. Freiwillig versichern wir lieber unser Auto als die eigene Arbeitskraft mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Mit Logik hat das nichts zu tun. Denn wenn etwas schiefgeht, liegt der Schaden für ein Berufsleben je nach Bildungsabschluss zwischen 1 und
2,3 Millionen Euro – wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung errechnet hat. 

Ebenfalls stiefmütterlich versichert ist die Altersvorsorge von Frauen.
Wenn am Ende des Geldes noch Leben übrig ist, ist es schlecht gelaufen, findet Doris Greinert. Deshalb hat sie das Projekt Selbstvorsorgerin bei
der Provinzial ins Leben gerufen. Wir besuchten sie in ihrem Büro im
Lorettoviertel in Unterbilk, wo es eher aussieht wie in einem Café oder
einem Coworking-Space.

Finden Sie die Arbeit in der Versicherungsbranche spannend?  

Definitiv, weil jeder Schaden und jeder Kunde anders sind. Außerdem bin ich ein klassischer Fürsorge-Mensch und stecke immer voller Ideen. 1994 habe ich eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau bei der Provinzial in Düsseldorf angefangen. Ein BWL-Studium an der Uni Köln mit Schwerpunkt Versicherung und ein Fernstudium der Arbeits- und Organisationspsychologie mussten es dann auch noch sein. Einerseits weil Psychologie schon immer meine Leidenschaft war und andererseits, weil ich schon immer strukturiert, klar und gut organisiert war. Nur so schaffe ich es, zusammen mit meinem Mann, der an Großprojekten in der IT- Versicherungsbranche arbeitet, unser Familienleben mit zwei Kindern und den Ehrenämtern zu managen.

Ich vermute, Ihre Altersvorsorge ist in trockenen Tüchern. Woran hapert es Ihrer Meinung nach bei vielen Frauen? 

Bei meiner Altersvorsorge setze ich auf Risikostreuung. Ich habe eine Rurüp-Rente und Fonds, aber investiere auch in Gold und Immobilien. Generell stelle ich bei Frauen in Beratungen fest, dass sie ihre Gegenwart in der Regel fest im Griff. Sie sind gut ausgebildet und verwirklichen sich im Beruf und im Alltag. Bei der Altersvorsorge hingegen verdrängen sie, was im Alter auf sie zukommen kann. Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dem Thema und frage mich immer: Was möchten Frauen? 

Und was möchten sie? 

Sicherheit und natürlich möchten Frauen, die wegen der Familie zu 47 Prozent in Teilzeit beschäftigt sind, auch im Alter ihren Lebensstandard halten. Das wird jedoch umso schwieriger, weil zur Teilzeitbeschäftigung erschwerend hinzukommt, dass sie im Durchschnitt immer noch 21 Prozent weniger verdienen als Männer. Das sind die traurigen Fakten. Ich möchte das Thema bei den Frauen emotional positiv besetzen und erreichen, dass sie die Altersvorsorge zur Chefinnensache erklären. 

Welche Möglichkeiten gibt es denn? Im Moment stehen ETFs hoch im Kurs …

Klar kann man in einen ETF-gebundenen Fonds investieren und das sollte man auch tun. Damit betreibt man oft sehr gut Vermögensaufbau für einen Zweck oder eine Sache. Das allein ist jedoch noch keine Altersvorsorge. Das heutige System der Alterssicherung in Deutschland basiert seit dem Altersvermögensgesetz und dem Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz auf dem so genannten „Drei-Säulen-Modell“: einer gesetzlichen, einer betrieblichen und einer privaten Vorsorge. 

Und wann sollte Frau damit anfangen?

Am besten gleich nach dem Schulabschluss. Da denken aber viele eher ans Chillen oder an Work & Travel. Aber ich rechne den jungen Frauen dann vor, warum es sinnvoll und zwingend notwendig ist, monatlich 25 Euro in ihre Altersvorsorge zu investieren. Aber auch für eine 44-jährige Unternehmerin ist es nicht zu spät. Eigentlich ist es nie zu spät. Ich berate jede Frau individuell und empathisch.

Was bieten Sie den Frauen an, die zur Beratung zu Ihnen kommen?

Wir reichern in der Beratung das Finanzwissen von Frauen an und machen dann gemeinsam eine Bestandsaufnahme. Klar und deutlich. Dabei kristallisiert sich schnell heraus, um welchen Typ Frau es sich handelt. Wenn Sicherheit im Vordergrund steht, dann ist eine fonds- bzw. ETF-gebundene Rentenversicherung mit hoher Beitragsgarantie und einem geringen Anteil an freien Fonds eine gute Entscheidung. Eine Rürup-Rente bietet sich vor allem für Unternehmerinnen an, weil diese staatlich gefördert wird. Als Arbeitnehmerin haben Frauen ein Anrecht auf eine Betriebsrente, die sie unbedingt einfordern sollten.

Was versichern Sie noch? 

Alles vom Auto bis zur Zahnzusatzversicherung. Unser Schwerpunkt sind Hausverwaltungen und Wohngebäudeversicherungen, außerdem Gewerbeversicherungen für den Mittelstand. Für Unternehmen sind wir die Ansprechpartner für alle Versicherungsfragen, aber auch für Risikomanagement, Vermögenssicherung und Vorsorgelösungen. 

Beraten Sie auch digital?

Während der Corona-Zeit hat die Versicherungsbranche einen Digitalisierungsschub erlebt und mein Team und ich haben sehr viel digital beraten. 

Haben Sie dadurch eine größere Reichweite
bekommen?

Natürlich, weil ich nicht mehr an die Region gebunden bin. Ich bin aber auch auf den Social Media-Kanälen sehr aktiv. Bei LinkedIN lande ich beim Social Selling Index immer unter den Top 1 oder 2 in meiner Branche. Mit meiner Initiative #Selbstvorsorgerin erreiche ich in den sozialen Netzwerken völlig neue Zielgruppen. Über Instagram melden sich junge Frauen bei mir, die den Zinseszinseffekt besonders auf ihrer Seite haben. Natürlich freue ich mich, wenn sich Kundinnen und Kunden aus dem Internet dann von mir persönlich beraten lassen. 

Haben Sie viel Laufkundschaft?

Mittlerweile kommen die Kinder meiner Kunden zu mir, denn die Geschäftsstelle ist seit fast 25 Jahren hier im Lorettoviertel. 2013 habe ich den Schritt gewagt und die Geschäftsstelle als selbständige Unternehmerin von meinem Vorgänger und Mentor übernommen. 

Engagieren Sie sich im Viertel?

Nicht nur im Viertel. Mir ist es als Unternehmerin wichtig, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Im Lorettoviertel e.V. bin ich seit Gründung Schatzmeisterin und 2019 habe ich die gemeinnützige Kinderorganisation Roundabout Kids gUG mitgegründet. Außerdem bin ich Repräsentantin der Kinderstiftung It’s for Kids in Düsseldorf, für die ich Kreativspenden sammle. Das sind leere Druckerpatronen, alte Handys und Restdevisen aus dem Urlaub. Um alle diese Ehrenämter zusammenzuführen, habe ich gerade die Website www.loretto-packts.de eingerichtet. Darüber sammeln wir gemeinschaftlich im Lorettoviertel Kreativspenden, um dann Kinderprojekte über Roundabout Kids im Viertel umzusetzen, wie z. B. Plastikmüllworkshops. 

Doris Greinert  

Ihre Mission: Menschen zu begeistern. Ihr Tag fängt morgens um 6.00 Uhr mit einem Ayurveda-Detoxtee an. Sie beschreibt sich selber als 360 Grad interessiert. Vieles geht ihr dann nicht schnell genug und sie wird ungeduldig. Dann bringt sie sich mit Yoga wieder ins Gleichgewicht. 

Ihr Unternehmensmotto: Ich bin authentisch ich. 

Ihr Lieblingstier: Hund Maylo, der zum achtköpfigen Büroteam gehört. 

Ihre Netzwerke: Der Soroptimisten Club Düsseldorf Kaiserswerth und die Gesellschaft sozial engagierter Unternehmen (GSU).

Wie grün ist die Provinzial?

Nicht nur im Logo führen wir Grünes im Schilde. Klima- und Umweltschutz werden bei uns gelebt. Ich bin übrigens eine der ersten Versicherungsagenturen in Deutschland, die seit 2021 klimaneutral ist. Meine Klimabilanz kann jeder anhand meiner Tracking-ID-Nummer verfolgen. 

Führt die Klimakrise zu einer erhöhten Versicherungsbereitschaft?

Unmittelbar nach Katastrophen wie im Ahrtal schon, aber das lässt dann auch schnell wieder nach. Ich rate jedem, einen Naturgefahrencheck durchzuführen, am besten mit seinem Berater vor Ort. Der Check zeigt, wie teuer und schwerwiegend Naturgefahren in der jeweiligen Region sind.  Viele Haushalte sind nur unzureichend versichert. In Nordrhein-Westfalen haben aktuell 53 Prozent der Hausbesitzer Schäden durch Starkregen und Hochwasser abgesichert. Vor allem ältere Verträge haben Lücken. Dann gehen Mieter und Immobilienbesitzer im Schadenfall leer aus.

Susan Tuchel

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