Visualisierung von Snøhetta Oslo AS

Norwegisches Büro Snøhetta gewinnt Architekturwettbewerb

Kaum ein Bauprojekt spaltet Düsseldorf derzeit so sehr wie der geplante Neubau der Oper am Wehrhahn. Das neue kulturelle Herzstück soll nicht nur die Oper selbst aufnehmen, sondern zugleich die Clara-Schumann-Musikhochschule und die städtische Musikbibliothek. So entsteht auf rund 38.000 Quadratmetern Fläche ein gemeinsamer Ort für drei Einrichtungen – ein „Dreiklang“, wie die Stadt es nennt. Den Architekturwettbewerb zum Opernhaus der Zukunft konnte das norwegische Büro Snøhetta für sich entscheiden.

Ein Haus, das mehr sein soll als eine Oper

Die Stadt verfolgt mit dem Neubau eine klare Idee: Das Gebäude soll offen und einladend sein. Es soll nicht nur für Opernbesucher da sein, sondern ein Ort werden, an dem man sich treffen, ausruhen oder einfach vorbeischauen kann – auch ohne Kulturprogramm. Alexandra Stampler-Brown, Geschäftsführende Direktorin an der Deutschen Oper am Rhein, beschreibt das geplante Haus gerne als „Wohnzimmer der Stadt“. Der Entwurf von Snøhetta greift diese Idee auf. Er teilt das Gebäude in drei Bereiche für Oper, Musikschule und Bibliothek und schafft in der Mitte ein großes Forum, das als Treffpunkt gedacht ist.

Forum: Visualisierung des Architekturbüros Snøhetta Oslo AS

Warum Snøhetta überzeugen konnte

 Die Jury lobte vor allem die städtebauliche Einbindung des Baukörpers, die klare Struktur und die geplanten öffentlichen Bereiche. Jurymitglied Dr. Alexander Fils erklärt: „Alles Neue bietet Chancen und Risiken zugleich. Wir kombinieren ein neues Opernhaus mit einem Neubau für die Jugendmusikschule und der Musikbibliothek zu einem Dreiklang. Jeder wird deutlich mehr Platz haben und zusätzlich wird es ganztägig geöffnete Aufenthaltsbereiche und Restaurants geben. Ich selbst bin wie alle 25 Mitglieder der Jury davon überzeugt, dass die ausgewählte Architektur eine städtebauliche Aufwertung für die ganze Innenstadt – insbesondere für die Schadowstraße sein wird.“ Dass Snøhetta international zu den erfahrensten Büros für Opernhäuser gehört, habe man erst nach der Entscheidung erfahren.

Großer Saal: Visualisierung des Architekturbüros Snøhetta Oslo AS

Kritik: zu massig, zu wenig einladend

Trotz der positiven Bewertung gibt es auch deutliche Skepsis. Besonders der Heimatverein Düsseldorfer Jonges hinterfragt, ob der Entwurf wirklich offen genug wirkt und den Stadtraum verbessert. Maximilian Schönauer, Stadtbildpfleger und Vorstandsmitglied des Vereins, ist selbst Architekt. Er sagt: „Aus städtebaulicher Sicht wirkt der Baukörper sehr groß, massiv und wenig einladend. Die geplante Verdichtung erzeugt eher eine räumliche Enge statt der erhofften städtebaulichen Aufwertung. Es fehlt an Leichtigkeit, Transparenz und einer deutlichen Öffnung zur Stadt.“ Damit steht die Frage im Raum, ob der Entwurf das Quartier tatsächlich beleben und die Umgebung nachhaltig aufwerten kann – oder ob er zu dominant ausfällt.

Ein zentraler und sensibler Standort 

Der geplante Standort am Wehrhahn gehört zu den belebtesten Bereichen Düsseldorfs. Viele Wege kreuzen sich hier, die Schadowstraße liegt direkt vor der Tür. Veränderungen an dieser Stelle wirken sich daher unmittelbar auf das Stadtbild aus. Ob als Opernhaus, Bildungsort oder als neuer Treffpunkt mitten in der Stadt – das Projekt soll einen Ort schaffen, der mehr ist als ein Kulturgebäude. Die einen sehen darin eine große Chance, die anderen äußern Bedenken. Fest steht aber: Der Neubau hat das Potenzial, Düsseldorf dauerhaft zu prägen – und vielleicht tatsächlich zu einem neuen „Wohnzimmer der Stadt“ zu werden.

Wie geht es nun weiter?

Nach der Entscheidung des Preisgerichts folgen nun die vorgeschriebenen Verhandlungen mit allen vier Siegerbüros. Dabei soll ermittelt werden, welches Angebot für die Stadt am wirtschaftlichsten ist. Voraussichtlich im kommenden Jahr entscheidet der Rat darüber, welches Büro als Generalplaner beauftragt wird. Erst dann startet die detaillierte Ausarbeitung des Projekts. Ein Baubeginn liegt noch einige Jahre entfernt, eine Eröffnung wird frühestens in den 2030er Jahren erwartet.

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34OST: Ausstellung zum Architekturwettbewerb

Noch bis zum 7. Dezember 2025 können sich Interessierte im 34OST (ehemals Conrad Electronic), Oststraße 34 – ganz in der Nähe des künftigen Opernstandorts am Wehrhahn – einen Überblick über die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs verschaffen. In der Ausstellung sind alle 27 eingereichten Entwürfe zu sehen. Zudem werden die Beiträge des Kinder- und Jugendwettbewerbs „Bau dein Musikschulbibliothekopernhaus der Zukunft“ gezeigt, den die Deutsche Oper am Rhein gemeinsam mit der Clara-Schumann-Musikschule und der Musikbibliothek organisiert hat. Der Eintritt ist frei.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/ Claus Langer

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