Die wenigsten Menschen sind mit ihrem Aussehen rundum zufrieden. Die einen finden ihre Nasen zu groß, die anderen stören die abstehenden Ohren, die Brüste sind zu groß oder zu klein, der Bauch ohnehin zu dick oder seit Kim Kardashian der Po zu klein. Wir trafen Dr. med. T. Phan, Chefarzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld und Chefarzt von Panteum, dem Zentrum für Plastische und Ästhetische Chirurgie.

Mehr als jede zweite Schönheitsoperation (57,5 Prozent) soll der Reduzierung eines ästhetischen Makels dienen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) im Jahr 2021. Der zweithäufigste Grund, warum sich vor allem Frauen einer Schönheitsoperation unterziehen, ist die Verbesserung des eigenen Selbstwertgefühls mit 37,9 Prozent. 21,7 Prozent wollen (wieder) dem eigenen Schönheitsideal entsprechen. Wer nun den Entschluss gefasst hat, sich operativ verschönern zu lassen, hat das Problem, dass es keine gesetzlich geschützte Definition von „Schönheitschirurgie“, „kosmetischer Chirurgie“ oder „ästhetischer Chirurgie“ gibt. Auch ein Zahnarzt, Dermatologe oder Gynäkologe kann sich Schönheitschirurg nennen. Wie kann ich als Laie erkennen, wo ich gut aufgehoben bin?

Nicht jeder Mediziner ist ein Spezialist für alle anatomischen Gegebenheiten. Auch Schönheitsmedizin sollte daher nur anbieten, wer auch den Umgang mit Komplikationen beherrscht. Für einen Laien ist es in der Tat schwierig herauszufinden, wer geeignet ist, ästhetische Operationen durchzuführen. Viele Menschen lassen sich von äußeren Dingen leiten, von schönen Räumlichkeiten und Prospektbildern. Aber das sagt erst einmal nichts über die Qualifikation der Operateure und die medizinischen Standards aus. Das erforderliche Vertrauen sollte sich durch eine ausführliche Beratung und hohe medizinische Qualitätsstandards aufbauen. Das Panteum zum Beispiel ist als Zentrum für Plastische und Ästhetische Chirurgie in ein großes Klinikum mit der nötigen Infrastruktur und Erfahrung eingebunden.

Stimmt, ich komme mir hier vor wie im Krankenhaus und nicht wie in einer Schönheitsklinik …Das liegt daran, dass ich hier eine Doppelfunktion ausübe. Ich leite einerseits die Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie des Helios Klinikum Krefeld mit einem großen Schwerpunkt in der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie. Hier geht es darum, Patienten etwa nach einer Tumorerkrankung, mit chronischen Wunden, bei angeborenen Fehlbildungen, schweren Verletzungen oder Verbrennungen ein wesentliches Stück Lebensqualität zurückzugeben. Das Spektrum ist vielfältig – vom Säugling mit offenem Rücken bis zum 100-jährigen Patienten, der an Hautkrebs leidet.  Als Chefarzt von Panteum operiere ich Menschen, die sich ohne medizinische Indikation einem kosmetischen Eingriff oder einer ästhetischen Behandlung unterziehen möchten.

Fotos: Simon Erath

Spezialist für plastische und ästhetische Chirurgie: Dr. Truong Phan

Wer sucht Sie im Panteum auf und wie läuft das dann ab? Ich berate jede Patientin und jeden Patienten sehr ausführlich und gebe ihnen Empfehlungen, hinter denen ich persönlich stehe. Wenn ich in diesem Gespräch den Eindruck bekomme, dass ich den Wunsch meines Gegenübers nicht erfüllen oder vertreten kann, führe ich den Eingriff auch nicht durch. Meine Beratungsgespräche sind deshalb sehr ausführlich und dauern in der Regel 45 Minuten, manchmal auch länger. Manche Patienten und Patientinnen sind sehr gut vorbereitet, bringen einen Fragenkatalog mit, andere sind sehr nervös und vergessen wichtige Fragen, die sie stellen wollten. Deshalb ist oft ein zweites Vorgespräch sinnvoll. Ich befürworte auch eine Zweitmeinung, damit die Patienten sich wirklich sicher sind. Aber in aller Regel ist es so, dass diejenigen, die zu uns kommen, dann auch bei uns bleiben.

Wie hoch ist der Frauenanteil und welche Verschönerungen wünschen die Patientinnen oder Patienten sich? Es sind nach wie vor über 90 Prozent Frauen, die zu mir und meinem dreiköpfigen Fachärzteteam kommen. Hauptthemen sind Brüste und Bauch, im Gesicht sind es die Lider. An den Unterlidern lassen sich auch viele Männer operieren. Ansonsten sind es Alterungszeichen, Hängebäckchen und tiefe Nasolabialfalten. Die meisten Patienten kommen mit dem Wunsch, natürlich auszusehen. Das bedeutet für jeden Menschen aber etwas Anderes. Um das herauszufinden, bitte ich darum, Fotos mitzubringen. Dann kann ich am besten sehen, was optisch gewünscht ist und ob es funktioniert. Ich operiere wirklich leidenschaftlich gerne und es ist immer ein schönes Gefühl, wenn es „matcht“. Das heißt, wenn ich schon im Vorfeld weiß, dass es gut wird und am Ende beide Seiten mit dem Ergebnis glücklich sind.  

Sie verzichten also auf Computersimulationen? Ja, weil sie die Wirklichkeit am Ende nicht widerspiegeln. Aber wenn eine Frau z. B. eine größere Brust haben möchte und mit einem Foto kommt, dann sehe ich sofort, ob es harmoniert. Viel wichtiger als die technische Seite ist die menschliche. Wer zu mir kommt, hat in der Regel schon einen gewissen Leidensdruck. Es gibt Mädchen, die seit ihrer Pubertät darunter leiden, dass sie kaum Brüste haben. Die kommen dann mit Anfang zwanzig zu mir und haben sich schon einige Jahre ihres Lebens mit diesem Thema beschäftigt. Sie schämen sich, weil sie sich eingeschränkt und nicht attraktiv fühlen. Dann gibt es Frauen, die nach der Familiengründungsphase etwas für sich tun möchten. Es gibt aber auch Fälle, in denen es um die Linderung gesundheitlicher Beschwerden geht, die zum Beispiel durch zu große Brüste hervorgerufen werden – starke Rückenschmerzen etwa. Hier unterstützen wir unsere Patientinnen, indem wir für sie Anträge bei den Krankenkassen stellen und die erforderlichen Gutachten verfassen. 

Gibt es auch Fälle, die Sie nicht übernehmen? Ja, natürlich! Manche Patientinnen und Patienten bekommen statt einer OP-Beratung auch eine Ernährungsberatung von mir. Es gibt immer noch Menschen, die nicht genug über gesunde Ernährung wissen. Etwa, dass in Softgetränken Unmengen Zucker enthalten sind. Wir bieten eine Bauchdecken- oder Unterbauchstraffung oder ein Bodylift nur dann an, wenn ein Sport- und Fitnessprogramm keinen Fortschritt mehr bringt, weil einfach zu viel überschüssige Haut vorhanden ist. Wenn man stark abgenommen hat, empfiehlt es sich, das erreichte Zielgewicht mindestens sechs Monate zu halten, bevor man eine Körperformung in Angriff nimmt. Der Jojo-
Effekt könnte sonst das gute OP-Ergebnis schmälern.

Als Folge der Maskenpflicht verzeichneten Lidstraffungen einen Boom – die Augen sind in den Fokus gerückt. Blaue Flecken nach Lippenkorrekturen lassen sich gut verstecken. Und im Home-
Office sieht auch niemand, wenn ich Drainagen oder einen Bauchgurt trage. Sie operieren seit über 20 Jahren und haben mehr als 5.000 plastisch-ästhetische Operationen und Behandlungen durchgeführt. Trotzdem birgt jeder Eingriff ein Restrisiko. In Düsseldorf starben zwei Patientinnen nach einer Po-Vergrößerung mittels Eigenfett-Transplantation …
Von dem Boom haben wir nicht so viel mitbekommen, vielleicht, weil Panteum keine klassische Schönheitsklinik ist. Es ist schrecklich, dass die Patientinnen aus Düsseldorf verstorben sind. Patienten, die wir im Panteum behandeln, haben den großen Vorteil, hier direkt an eine moderne Klinik der Maximalversorgung angeschlossen zu sein. Alle Experten sind in unmittelbarer Nähe und bilden ein eingespieltes Team. Wir können bei Komplikationen in Sekundenschnelle handeln. Wir haben hier Fälle behandelt, die nach einer Fettabsaugung außerhalb mit einer Blutvergiftung (Sepsis) bei uns gelandet sind. Ich kann jedem nur raten, sich nicht nur auf Google-Bewertungen zu verlassen.

Wie saugen Sie das Fett ab? Wir arbeiten mit der Wasserstrahl-assistierten Liposuktion, kurz WAL. Sie spült das Fett aus dem Bindegewebe, bevor man es absaugt. Das ist sehr gewebeschonend. Ist das Fett härter, ist die Vibrations-assistierte Liposuktion (VAL) die bessere Methode.

Fadenlifting oder Microneedling, was ist besser? Vom Fadenliftung bin ich nicht so überzeugt, weil der finanzielle Aufwand hoch ist und es dafür meines Erachtens nicht lange genug hält. Microneedling ist viel nachhaltiger. Diese Methode kommt aus der Verbrennungsmedizin. Dort hat man festgestellt, dass Narben sich verjüngen und die Haut dicker wird, wenn man sie mit einem Nadelkissen bearbeitet. Diese Erkenntnis hat man in der Ästhetik übernommen und erzielt damit sehr gut Effekte.

Truong Phan (48) wollte schon als kleiner Junge Chirurg werden, nachdem er die erste Herztransplantation im Fernsehen gesehen hatte. Geboren in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) studierte er Medizin in Münster und Bochum. „Ich wollte erst Herzchirurg werden, aber mit der Zeit habe ich meine Begeisterung für die Plastische Chirurgie mit ihren vielfältigen Facetten entdeckt.“ Zuletzt war er Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor an der Universitätsklinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Köln. Als Dozent lehrte er an der Universität Witten-Herdecke. Vor zehn Jahren übernahm Truong Phan die chefärztliche Leitung der neu gegründeten Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld. 

Susan Tuchel

zur Ausgabe 1 2022

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