Visualisierung: HPP Architekten
Wie ein Kreisverkehr im Medienhafen zur Stadtoase wird
Was vor zwei Jahren als Idee begann, wird bald sichtbare Realität: Der vollständig gepflasterte Wendekreis am Ende der Speditionsstraße im Düsseldorfer Medienhafen wird entsiegelt und begrünt. Ein kleines Projekt im Stadtbild – aber ein großer Meilenstein für ein Quartier, das im Sommer zu den am stärksten aufgeheizten Stadtgebieten in Düsseldorf zählt.
Der Impuls kam von Gerhard G. Feldmeyer, ehemals Geschäftsführender Gesellschafter von HPP-Architekten und akueller Botschafter der Madaster Foundation. Nach einer Veranstaltung zum Thema „Mehr grün im Medienhafen“ mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller im Jahr 2022 wollte er nicht, dass die Diskussion über die starke Versiegelung des Medienhafens im Sande verläuft.
Der Weg bis zum Startschuss war langwierig. Fast drei Jahre lang trieben Gerhard G. Feldmeyer und der Verein MedienHafen Düsseldorf e.V. mit seinen Mitgliedern die Idee mit großem Engagement voran und sorgten dafür, dass das Thema nicht aus dem Blick geriet. Die eigentliche Abstimmungsarbeit lag anschließend bei einem kleinen Kernteam, das die vielen Schritte durch Verwaltung, Planung und Technik gemeinsam koordinierte: Gerhard Feldmeyer, Christian v. Göler, Vorstand des MedienHafen Düsseldorf e.V., Claudia Berger-Koch, Geschäftsführende Gesellschafterin von HPP Architekten, und Jan Hake, Geschäftsführer von +grün Landschaftsarchitektur, mit seinem Team. Unterstützt von der Helmut Hentrich Stiftung, der Stiftung Nachhaltigkeit der Stadtsparkasse Düsseldorf und dem Medienhafen Düsseldorf e.V. gelang es ihnen, aus einer ersten Idee ein umsetzbares Vorhaben zu entwickeln.
Eine Fläche, die nach Grün schreit
Die größte Hürde lag unsichtbar unter der Erde: Unter dem Kreisverkehr verläuft ein enges Netz aus Leitungen – Wasser, Gas, Strom, Fernwärme und Abwasser –, teilweise nur 80 Zentimeter unter der Oberfläche. „Ursprünglich wollten wir hier drei große Bäume setzen“, sagt Feldmeyer. Der Architekt erklärt vor Ort, warum die Begrünung dennoch unverzichtbar ist: „Die Fläche ist komplett zugepflastert. Heute sollte aber jeder Quadratmeter auch unter dem Aspekt Mikroklima, Entsiegelung und Nachhaltigkeit gedacht werden – und genau das fehlt hier. Ein grüner Impuls ist längst überfällig.“
Die Planung: Sträucher, Stauden, Gräser
Die Planung sieht eine leichte, klimaresiliente Bepflanzung aus Gräsern, Stauden und Strauchgruppen vor – ein Ansatz, der trotz geringer Bodentiefe funktioniert und zugleich ein sichtbarer Beitrag zur Klimaresilienz ist. Denn Entsiegelung wirkt in Städten auf mehreren Ebenen und folgt dem sogenannten Schwammstadt-Prinzip: Regenwasser kann versickern statt überlastete Kanäle zu füllen, Erosionen durch Starkregen werden gemindert. Pflanzen sorgen durch Verdunstungskälte für eine natürliche Abkühlung, während dunkle Pflasterflächen Hitze speichern und nachts nur schlecht auskühlen. „Wir können es uns nicht mehr leisten, Regenwasser einfach in die Kanalisation zu schicken – jede Fläche, die Wasser aufnimmt, hilft“, sagt Gerhard G. Feldmeyer. Begrünte Inseln wie diese fördern zudem die Biodiversität. Viele Insektenarten profitieren von Begrünungen im Stadtraum. „Jede Blüte zählt“, betont Feldmeyer.
v.l.: Christian v. Göler, Vorstand des MedienHafen Düsseldorf e. V.,Claudia Berger-Koch, Geschäftsführende Gesellschafterin von HPP Architekten, G. Feldmeyer, ehemals Geschäftsführender Gesellschafter von HPP Architekten, sowie Jan Hake, Geschäftsführer von +grün Landschaftsarchitektur | Foto: Bernd Obermann
Auch Christian v. Göler sieht im Projekt mehr als nur eine ästhetische Maßnahme: „Natürlich ist das kein Klimawunder, aber es ist ein Impuls. Und wenn Menschen sehen, wie sehr das Grün das Quartier verändert, entsteht auch ein Bewusstsein. Wir wollten zeigen: Entsiegelung im Medienhafen ist möglich.“ Der Verein denkt bereits über weitere Schritte nach. Besonders die oberirdischen Parkplatzflächen an der Kaistraße und am Zollhof sollen perspektivisch entsiegelt und begrünt werden. „Dort wird es im Sommer extrem heiß. Wir haben 144 oberirdische Parkplätze, die kaum Nutzen bringen. Tiefgaragen gibt es genug“, so v. Göler.
Bürokratischer Marathon: vier Ämter, fünf Stadtwerke-Bereiche
Der Weg zum Ziel war steinig. Claudia Berger-Koch beschreibt den Prozess so: „Wir hatten insgesamt vier Ämter, mit denen wir sprechen mussten und fünf unterschiedliche Bereiche der Stadtwerke. Jedes Mal, wenn wir dachten, wir seien einen Schritt weiter, kam eine neue Rückfrage.“ Trotz dieser Hürden betont Christian v. Göler die konstruktive Haltung der zentral beteiligten Stellen. Am Ende gelang eine Lösung: Die Stadt klassifizierte das Projekt als Investorenmodell. „Damit waren wir vergaberechtlich flexibler“, erklärt Berger-Koch. „Das könnte auch ein Modell mit Vorbildcharakter sein.“
Finanzierung: eine Gemeinschaftsleistung
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 30.000 Euro. Etwa 6.000 Euro, inklusive einer Pflanzenspende, brachte der MedienHafen Düsseldorf e.V. selbst zusammen. Den größten finanziellen Beitrag stellte die Stiftung Nachhaltigkeit der Stadtsparkasse Düsseldorf bereit. Tatiana Helfrich, Geschäftsführerin der Stiftung, betont die Bedeutung solcher Initiativen: „Lokale Projekte wie dieses machen die Klimaanpassung greifbar und zeigen, welch kraftvolles Engagement die Bürgerinnen und Bürger – in diesem Fall der MedienHafen e.V – in ihren Quartieren leisten können. Dort, wo die Menschen selbst die Verantwortung übernehmen, entsteht ein spürbarer Beitrag zu einer lebenswerten Stadt – zu einem grünen und nachhaltigen Düsseldorf.“ Damit die Spenden rechtssicher abgewickelt werden können, tritt die Helmut Hentrich Stiftung als offizielle Bauherrin und Spendenempfängerin auf. Sie stellt die nötigen Spendenquittungen aus und bezahlt die ausführenden Unternehmen.
Der momentan noch zugepflasterte Kreisverkehr an der Speditionsstraße von oben, hier sprießt bald frisches Grün.
Warum kleine Grüninseln oft mehr bringen als große Flächen
Für Feldmeyer spielt vor allem die ökologische Wirkung eine zentrale Rolle. Er erklärt, warum kleine, bodennahe Grünflächen für die Artenvielfalt so wichtig sind: „Wir schaffen hier Lebensraum. Viele Insektenarten fliegen nur in geringer Höhe – begrünte Dächer erreichen sie gar nicht. Für sie sind genau solche niedrigen, blühenden Strukturen entscheidend.“ Ebenso wichtig ist die Nähe der Grünbereiche zueinander. Große Abstände würden viele Arten in langen Hitzeperioden nicht überstehen. „Es braucht ein Netz kleiner, gut erreichbarer Inseln“, so Feldmeyer, „damit sich Insekten bewegen können und ihre Populationen stabil bleiben.“
Zeitplan: Baubeginn im Februar – sichtbare Wirkung ab Sommer
Da die Pflanzen nur in der nassen, kühleren Jahreszeit anwachsen, starten der Umbau und die Bepflanzung zwischen Februar und März 2026. „Ab Mitte des Jahres sieht man dann die volle Wirkung“, sagt Jan Hake.
