Fotos: Jochen Rolfes

Zahnschienen, die Maßstäbe setzen

Lächeln mit „Schneeketten“ aus Metall? Moderne Zahnkorrektur bei Erwachsenen geht heute diskreter – mit nahezu unsichtbaren Zahnschienen, die Zähne innerhalb von wenigen Monaten sanft in die richtige Stellung bringen. Verstellte Zähne gelten inzwischen nicht mehr bloß als kosmetisches Problem, sondern als möglicher Auslöser für Kieferbeschwerden, Kopf- oder Rückenschmerzen. Moderne, digitale Verfahren haben die Zahnkorrektur revolutioniert. Statt fester Brackets kommen immer häufiger herausnehmbare Kunststoffschienen zum Einsatz, so genannte Aligner. Wir besuchten Peter Buscher, den Geschäftsführer-Gesellschafter von Modern Clear in Düsseldorf-Benrath.

Erfunden hat der Düsseldorfer Mittelständler die Aligner-Schiene zwar nicht, doch er war einer der ersten, der das Prinzipübernahm – und nach dem Auslaufen des US-Patents mit einem eigenen Aligner-System an den Start ging. Seit 2017 stellt Modern Clear hochwertige Aligner-Lösungen und mittlerweile auch Aufbissschienen und weitere Sonderanfertigungen in Deutschland und mit deutschen Materialien her. „Und das wird auch so bleiben“, betont Geschäftsführer Peter Buscher, der das Unternehmen seit 2023 leitet.

„Wir produzieren nicht am anderen Ende der Welt, sondern hier in Düsseldorf und mit deutschen Materialien– unter fairen Bedingungen und mit dem Fokus auf Qualität statt Masse.“

Peter Buscher, CEO Modern Clear

Der Markt für Aligner-Schienen wächst rasant, jährlich um mehr als 20 Prozent. Allein in Deutschland wurden bereits über 150.000 Patienten behandelt. International ist die Alignerbehandlung längst führend. Weltweit wurden damit bereits mehr als zehn Millionen Therapien durchgeführt. Wichtig für den Patienten ist dabei die Begleitung der Behandlung durch Kieferorthopäden oder Zahnärzte. Problematisch sind B2C-Anbieter, die Aligner-Schienen an Privatkunden vertreiben. Denn das birgt enorme Risiken: Fehlstellungen können falsch beurteilt oder Begleiterkrankungen übersehen werden. Von diesem Modell grenzt sich Modern Clear deutlich ab: „Wir sind keine Online- oder Lifestyle-Anbieter, bei denen die Abdrücke vom Patienten selbst zu Hause gemacht werden, sondern ein Servicepartner für Zahnärzte und Kieferorthopäden“, betont Buscher. „Die Alignertherapie ist eine zahnmedizinische Behandlung: von der Analyse der Fehlstellungen über eine erste Visualisierung des zu erwartenden Ergebnisses, die detaillierte Behandlungsplanung, die Verlaufskontrolle bis hin zur Nachsorge. Alles läuft über Zahnärzte und Kieferorthopäden.“

Präzision mit Prinzip

Das Zusammenspiel von Zahnarzt-Praxis und Labor ist zentral für das Konzept von Modern Clear. Zahnärzte und Kieferorthopäden scannen den Mundraum ihrer Patienten oder fertigen Abdrücke an. Auch Röntgenbilder und weitere Befunde fordert der Medizinproduktehersteller in Benrath an, bevor es an die Behandlungsplanung und das hochpräzise Fertigungsverfahren im 3D-Druck und die Lasertechnologie geht. Vier Zahnmediziner sind bei Modern Clear ausschließlich für die Qualitätskontrolle zuständig. „Wenn eine Zahnkorrektur aus medizinischer Sicht nicht vertretbar, also kontraindiziert ist, dann lehnen wir den Auftrag ab“, sagt Buscher. „Das schützt Patienten und Praxen gleichermaßen.“

Die Zusammenarbeit ist eng. Statt KI-Assistenten erreicht man in Benrath echte Menschen am Telefon. „Jede Praxis erhält einen festen Ansprechpartner, Workshops für die Umsetzung und hochwertige Info-Materialien für die Praxis“, führt Buscher aus. Für Praxen, die nicht oder noch nicht mit Scannern arbeiten, übernimmt Modern Clear kostenlos die Abholung der Abformungen. Gleichzeitig fördert das Unternehmen die Digitalisierung, indem es über den Scannereinsatz informiert. Modern Clear arbeitet mit Festpreisen, die die 3D-Planung und die Nachjustierung bis zum endgültigen Behandlungsergebnis abdecken. Es wird nur unterschieden, ob Ober- und/oder Unterkiefer zu behandeln sind. Die Patienten profitieren von einer kostenlosen 3D-Simulation des Zielergebnisses und können daraufhin entscheiden, ob die Behandlung gestartet werden soll. Das nimmt den Praxen den Verkaufsdruck und stärkt ihre Rolle als medizinische Berater. Die Patienten haben von Anfang an Klarheit – über Behandlung, Ablauf und Kosten.

Qualität statt Kurzstrecke

Die Schienen werden aus hochwertigen Materialien gefertigt, die ausschließlich in Deutschland hergestellt und bezogen werden. Modern Clear arbeitet eng mit Scheu Dental in Iserlohn zusammen, einem der führenden Zulieferer der Branche. „Made in Germany steht für Vertrauen, Präzision und Verlässlichkeit“, sagt Buscher. „Wir produzieren unter fairen Bedingungen in Düsseldorf, mit Fokus auf Qualität statt Masse. Wir erhalten damit Arbeitsplätze und Arbeitseinkommen in Deutschland und beziehen keine Schienen wie zunehmend üblich aus China mit chinesischen Materialien. Denn wer möchte schon über 20 Stunden täglich mit den Zahnschienen einen Kunststoff im Mund haben, der nicht höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards entspricht?“

Das Unternehmen ist nach ISO 13485 zertifiziert – dem internationalen Standard für Qualitätsmanagement für Medizinprodukte, der strenge Anforderungen an Qualitätssicherung, Dokumentation und Audits definiert. Das Qualitätsmanagement wird jedes Jahr geprüft, um die Zertifizierung zu verlängern.

Präzise Handarbeit gehört bei Modern Clear dazu.

Etwa siebzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind inzwischen bei Modern Clear beschäftigt, rund vierzig davon am Standort Benrath. Der Hauptmarkt ist Deutschland, doch auch in anderen europäischen Ländern sowie in Israel hat sich das Unternehmen etabliert. Man versteht sich nicht als Lieferant, sondern als Partner. Regelmäßige Schulungen und Fortbildungen in der Düsseldorfer Firmenzentrale durch führende Kapazitäten in der Aligner-Therapie sind fester Bestandteil dieser Zusammenarbeit.

„Am Ende geht es um Vertrauen – zwischen Arzt, Patient und Hersteller“, betont Buscher. Scanner und Software entwickeln sich rasant, KI beschleunigt die Planung, doch entscheidend bleibt der Mensch, der die Verantwortung trägt. Und diese Partnerschaft bedeutet für Modern Clear, Prozesse ernst zu nehmen, Qualität messbar zu machen und das eigene Versprechen einzulösen: modern und klar.

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Echter Düsseldorfer Jung: Peter Buscher

Aufgewachsen in Düsseldorf-Himmelgeist, arbeitete Peter Buscher nach Abitur und Wehrdienst zunächst in der Gastronomie der Düsseldorfer Altstadt. „Dann merkte ich, ich muss mal was tun“, lacht er. Einen Kredit für sein Studium aufzunehmen, erschien ihm zu riskant. Stattdessen stieg er zur Hälfte bei einem Lottogeschäft eines Freundes ein, schmiss den Laden und studierte parallel Betriebswirtschaftslehre an der FOM in Düsseldorf. „Am Ende des Studiums war ich Diplomkaufmann, das Lottogeschäft war abbezahlt. Statt Schulden hatte ich nach dem Verkauf noch Geld in der Tasche.“ Davon flog er mit zwei Freunden nach Kalifornien. Sie klingelten bei der Naturkosmetikmarke 100 % Pure an und fragten, ob sie die Marke in Deutschland vertreiben könnten. Heute ist Buscher nicht nur Gesellschafter von Modern Clear, sondern Partner von sechs weiteren Unternehmen.

 

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