Foto: SIGMA, Illuminierter Düsseldorfer Schlossturm

SIGMA System Audio-Visuell steht für Tradition mit Zukunft

Als Ende August der Düsseldorfer Schlossturm zur Projektionsfläche wurde, staunten nicht nur Eishockey-Fans. Logos, Spielerporträts und Trikotnummern der DEG leuchteten in 180 Grad auf dem historischen Wahrzeichen – eine Inszenierung „made in Düsseldorf by SIGMA System Audio-Visuell“. Es ist eines von vielen Projekten, das für die Innovationskraft und Leidenschaft des Düsseldorfer Unternehmens steht, das seit Jahrzehnten Medientechnik für Museen, Messen und Markenwelten liefert.

Von LED bis Drohne – SIGMA System Audio-Visuell „spielt“ immer mit. Doch während Projektoren, Kameras und Drohnen immer leistungsfähiger werden, stellte sich auch für den Mittelständler mit Firmensitz in Heerdt die Frage: Wer führt den Betrieb in die nächste Generation? Im Gegensatz zu vielen Traditions- und Familienunternehmen wurde beim Thema Stabwechsel eine Lösung gefunden. Seit dem 1. April lenkt ein „Triumvirat“ das Unternehmen: Firmeninhaber Volker Schräger-Enkirch macht mit Stephan Nabbefeld (27) und Marco Vorderstemann (32) einen bemerkenswerten Generationensprung. „Der Plan ist eine gelungene Übergabe bis Ende 2026“, erklärt Schräger-Enkirch, der 1986 als Radio- und Fernsehtechnikermeister bei SIGMA anfing. 2027 steht das 50-jährige Firmenjubiläum an – ein denkbar symbolträchtiger Moment für den Generationenwechsel. „Wenn die mich noch so lange dabeihaben möchten, bleibe ich natürlich“, lacht Schräger-Enkirch.

v. l. Marco Vorderstemann, Stephan Nabbefeld und Volker Schräger-Enkirch, Foto: Jochen Rolfes

Auch die beiden Nachfolger stehen für typische SIGMA-Karrieren. Marco Vorderstemann fand nach mittlerer Reife und einem Abstecher in den Rettungsdienst 2013 als Praktikant den Weg ins Unternehmen. Er absolvierte die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik, legte den Meister ab und verantwortete als Bereichsleiter den Geschäftsbereich Veranstaltungstechnik und ist jetzt Geschäftsführer.

Stephan Nabbefeld wiederum studierte 2016 Medientechnik an der Hochschule Düsseldorf. Sein Praxissemester führte ihn direkt zu SIGMA – und er blieb. Parallel nutzte er die Gelegenheit, um einen Master in Digital Business Management zu absolvieren.

Als den beiden die Frage gestellt wurde, ob sie das Unternehmen perspektivisch in die Zukunft führen wollen, zögerten sie nicht, sondern nahmen sich bewusst Zeit. Eine Woche lang entwickelten sie Strategien, hinterfragten Rollenbilder und prüften, ob die Chemie für eine gemeinsame Verantwortung stimmt. „Wir haben uns eingeschlossen, sortiert und geprüft, ob es zwischen uns passt“, sagt Nabbefeld rückblickend.

Planet Ocean GasometerOberhausen, Foto: SIGMA

Medienstandort Düsseldorf

Warum ist Düsseldorf für die Kommunikationsbranche so interessant? Warum boomt das Geschäft mit Projektoren, Streamen, riesigen LED-Bildschirmen, Licht-Installationen, immersiven Ausstellungen und Drohnen? Für Vorderstemann ist es die zentrale Lage, Benelux ist nah, der Flughafen verbindet Europa und die Welt, Großkunden und Mittelstand sitzen vor der Tür. „Ein Riesenvorteil ist außerdem die Messe Düsseldorf“, ergänzt er, für die das Unternehmen bereits 1986 als einer der ersten offiziellen Technikdienstleister tätig war.

Heute steht das Unternehmen auf vier Säulen: der AV-Integration, die rund die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Ein Drittel fällt auf die Veranstaltungstechnik. Neben dem klassischen Geschäft umfasst SIGMA heute auch die Bereiche Managed Service und Interaktive Medien.  Wer Technik mietet oder kauft, wird also nicht allein gelassen: Von der kreativen Umsetzung individueller Konzepte über die Fernwartung bis hin zum schnellen Einsatzteam im Störfall bietet das Unternehmen einen Rundum-Service.

In den Häusern der Stadt ist SIGMA gefragt. Im Kunstpalast übernahm das Unternehmen eine Saal-Patenschaft und realisierte u. a. die Projektion in der Kuppel des Foyers. Im September wird das Team neben der Leadershift Konferenz von Brand Eins in Hamburg auch das Sports Festival POWWOW in der Düsseldorfer Rheinterrasse technisch ausstatten. International ist man ebenfalls unterwegs, per Seecontainer oder Luftfracht. Im November geht es zu einer Messe nach San Diego. Das Material ist schon jetzt verschifft, das Team fliegt Mitte Oktober nach.

Technik mit Gefühl

Wer heute Wirkung erzielen will, erwartet Erlebnis statt Kulisse. „Es geht darum, mit Technik Emotionen zu wecken und Besucherinnen und Besucher aktiv einzubeziehen“, erklärt Vorderstemann. Ein Beispiel sind sogenannte Shift Screens, Displays, die sich händisch verschieben lassen. Wie mit einem Röntgenblick werden dahinterliegende Ebenen sichtbar. Wenn Haptik und Bild zusammenkommen, entsteht Interaktion, die im Gedächtnis bleibt. Sogar mit Düften arbeitet der Technikspezialist, wenn es zur Dramaturgie passt. Das Deutsche Fußballmuseum gilt als Paradebeispiel für projektionstechnische Spitzenleistungen. Mindestens ebenso prägend sind Orte wie die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, bei denen die moderne Technologie den Umgang mit der Geschichte respektvoll begleitet.

Der Einsatz reicht von künstlerischen Bildwelten bis zu Digital Signage, also digitalen Anzeigesystemen im öffentlichen Raum oder in Unternehmen. Ein neues Thema sind Drohnenshows. China habe es lange vorgelebt, in Deutschland ziehe der Trend nun deutlich an, so Nabbefeld. Dass Inszenierung dadurch automatisch teurer werde, verneint Schräger-Enkirch. Die Technik sei häufig günstiger geworden, vor allem LED. „Die ersten großen Flachbildschirme kosteten ein Vermögen. Heute bekommt man bei deutlich besserer Qualität ganz andere Preise. Teurer sind die Personalkosten.“

Arbeitsklima: nachhaltig

Über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Sieben Auszubildende sind in diesem Jahr gestartet. Ausgebildet wird auch in der IT-Systemelektronik. „Die Bewerbungen im IT-Bereich haben zuletzt angezogen, die Veranstaltungstechnik hatte nach Corona eine Delle“, berichtet Nabbefeld. Bei Festanstellungen gestaltet sich die Suche bis heute schwierig, da viele Profis während Corona in vermeintlich sichere Branchen gewechselt sind. „Wer bei uns groß wird, bleibt häufiger“,  bilanziert Schräger-Enkirch. Vielleicht bleiben die Mitarbeiter auch, weil zur Teamkultur Pragmatismus und Humor gehören.

Wie halten es die Drei mit der Umwelt? „Nachhaltigkeit ist einerseits Kundenerwartung und andererseits auch ein Anspruch an uns selbst. Vermietung ist per se ressourcenschonend, weil Technik mehrfach sinnvoll genutzt wird“, so Schräger-Enkirch.  Das Unternehmen ist Mitglied beim Klimapakt Düsseldorf, die Photovoltaik auf dem Dach liefert Strom für den Betrieb. Die Flotte wird schrittweise elektrifiziert, der erste E-Transporter ist im Einsatz. Auch bei den Kundenberatungen spielt Lifecycle-Management eine immer größere Rolle.

Wohin die Reise geht

In die Glaskugel muss hier keiner schauen, um zu wissen, was die Zukunft in der Branche bringt. LED, darin sind sich die drei Geschäftsführer einig, wird das Innovationsfeld anführen. Fortschritte bei Auflösung, Helligkeit, Gewicht und Transparenz werden das Bild in Konferenzräumen, Auditorien, Retail und Kultur weiter verändern. Gleichzeitig werden reale und digitale Erlebnisse verschmelzen. Showrooms werden zu Bühnen und der Handel wird vom Game-Design profitieren. Ebenfalls eine Technik mit Zukunft sind die Drohnen. Aktuell werden Schutzsysteme entwickelt, die Flüge über den Köpfen von Menschen in Innenräumen ermöglichen. Das eröffnet neue Formate auf Messen und in Showrooms. „Wir könnten auch Drohnen über den Rhein fliegen lassen mit einem riesigen Firmenlogo“, nennt Vorderstemann ein Beispiel.

Die Essenz guter Medientechnik bleibt jedoch immer dieselbe. Man sieht sie nicht, man spürt sie. Oder, wie Volker Schräger-Enkirch formuliert: „Entscheidend ist nicht die Größe der Wand oder der Installation, sondern der Effekt, den wir beim Publikum auslösen.“

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