Diana Rattray wurde in Windsor (England) geboren. Sie studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und wurde Meisterschülerin  bei Prof. Erwin Heerich. Seit 1980 lebt die Künstlerin in Düsseldorf. Zum „Rattray-Stil“ fand sie, als sie 2005 damit anfing, ihre eigenen schwarz-weißen Kindheitsfotos mit Hilfe einer neuen Technik künstlerisch umzugestalten. Mit Pastellkreide, die sie mit den Fingern ins Aquarellpapier drückt, entwickelte sie eine charakteristische Ausdrucksform der Porträt-  und Landschaftsmalerei. Ausstellungen ihrer Werke sind in Deutschland und international zu sehen. Ihre Bilder befinden sich in zahlreichen Sammlungen in Deutschland, Europa und den USA. Ihre Ausstellung „a perfect day and other misunderstandings“ in der fifityfifty-Galerie wurde auf den September verschoben.

1.
Welchen Stellenwert nimmt Kunst in Ihrem Leben ein? 

Die Kunst steht im Mittelpunkt. Sie ist ein wichtiger Teil meines Lebens, nimmt darin viel Raum ein und beansprucht viel Zeit. Meine Bilder sind natürlich ein Teil davon und oft sind sie wie Freunde oder Verwandte für mich.

2.
Welche künstlerischen Vorbilder haben Sie am stärksten beeinflusst? 
Beeinflusst wäre zu viel gesagt, aber Künstler, die ich sehr schätze, sind die italienische Barockmalerin Artemisia Gentileschi und der englische Maler William Turner, den finde ich genial. Er hat bereits im 19. Jahrhundert fast abstrakt gemalt. Außerdem bewundere ich die beiden britischen Maler Francis Bacon und David Hockney sowie den deutschen Zeichner und Grafiker Horst Janssen. 

Down to the Lake 2018, 100 x 140 cm, Pastell
Summer Time  2018/2020, 100 x 140 cm, Pastell

3.
Welche anderen Berufe wären für Sie auch in Frage gekommen? 

Schauspielerin wäre ich auch gerne geworden oder Maskenbildnerin, auf jeden Fall hätte es etwas Kreatives sein müssen.

4.
Was brauchen Sie, um schöpferisch tätig zu sein?

Vor allem meine Ruhe. Mein Tagesablauf hat eine gewisse Struktur und sieht meist so aus, dass ich morgens alles erledige, was ansteht. Nachmittags und abends komme ich dann künstlerisch in Fahrt, aber ich muss dafür für mich sein. Auch Musik würde mich nur ablenken. Gerne höre ich Hörbücher, wenn ich male, aber hinterher stelle ich fest, dass ich gar nicht richtig zugehört habe, aber die Arbeit fließt dann einfach besser.  

5.
In welche künstlerischen Phasen würden Sie Ihre Werkgeschichte einteilen?
 Angefangen habe ich während des Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf mit Zeichnungen, Stillleben und Radierungen. Dann habe ich Stimmungsbilder gemalt, in denen, obwohl scheinbar abstrakt, aber auch immer Figuren erkennbar waren. Seit 2005 habe ich zu meinem Rattray-Stil gefunden. In den Bildern ist meistens die Figur das Hauptthema, aber, obwohl ich oft Fotos als Vorlage benutze, würde ich meine Arbeiten nicht fotorealistisch nennen. 

Summer Time  2018/2020, 100 x 140 cm, Pastell

6.
Welches Kunstmuseum würden Sie gerne leiten?

Gar keines, das wäre purer Stress für mich und eine Verantwortung, die ich nicht zu tragen bereit wäre. Ausstellungen zu kuratieren kann ich mir hingegen gut vorstellen.

7.
Düsseldorf hat eine lebendige Kunstszene, womit sind Sie zufrieden, wo wünschen Sie sich Veränderungen? 

Ehrlich gesagt stecke ich nicht so tief in der Szene drin. Ich bin zwar sehr gut informiert und finde, dass es in Düsseldorf viele sehr gute Ausstellungen gibt, die ich auch gerne besuche. 
Was ich mir wünschen würde, wäre etwas weniger Eventcharakter bei manchen Veranstaltungen. Nehmen wir zum Beispiel den Rundgang in der Kunstakademie. Ich glaube viele Leute gehen jetzt dorthin, weil es ein Event geworden ist und nicht unbedingt wegen der Kunst.

8.
Welche Rolle wird die Kunst Ihrer Meinung nach im digitalen Zeitalter einnehmen?
 
Ich meine die Rolle der Kunst wird sich nicht viel verändern. Natürlich verändern die digitalen Möglichkeiten die Art der Wahrnehmung, Verbreitung, Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Kunst. Obwohl ich mich selbst für nicht so digital „up-to-date“ halte, nutzte ich die Möglichkeiten des Computers, um neue fotografische/grafische Arbeiten von meinen Pastellbildern zu machen. Manchmal mache ich auch während der Arbeit an einem Pastellbild einen Druck davon und probiere aus, wie das Bild aussehen würde, wenn ich es, zum Beispiel dunkler mache oder Farben verändere. Dass Roboter Bilder malen, begeistert mich nicht – ich kann keinen Sinn darin erkennen. 

Beware of the Bear 2018, 117 x 77 cm, Pastell

9.
Welche Ausstellung im Raum Düsseldorf hat Sie in der letzten Zeit am meisten beeindruckt? 

Die Ausstellung „Bäume – Trees“ mit Werken des US-amerikanischen Malers Carroll Dunham und des deutschen Malers Albert Oehlen in der Kunsthalle. 
Nachdem ich die starken Werke dieser beiden Künstler gesehen habe, fielen mir meine Bäume-Radierungen ein, die ich in den 80-er Jahren gemacht habe und mir kam die Idee, etwas Neues mit diesen Arbeiten auszuprobieren.

10.
Wie fänden Sie es, wenn Ihre Kinder eine künstlerische Laufbahn einschlagen? 
Damit hätte ich kein Problem, ganz im Gegenteil, ich fände es sehr schön, auch wenn ich weiß, dass ein Leben als Künstler viele Ups and Downs hat.

Susan Tuchel

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