Jennifer Brockerhoff: Auf der grünen Seite

Nachhaltig investieren mit individueller Finanzberatung

Wir teilen uns Autos, haben Gemüsegärten und trennen unseren Müll. Doch dass unser eigenes Geld die Zerstörung unseres Planeten vorantreibt, ist uns egal? Mitnichten! Denn das Interesse der Deutschen annachhaltigen Geldanlagen steigt kontinuierlich. Ob Girokonten bei einer Öko-Bank, grüne ETFs und Fondsoder eine nachhaltige Altersvorsorge – die Auswahl ist groß. Nur wie finden wir heraus, welche Angebote dierichtigen für uns sind? Wir befragten die Düsseldorferin Jennifer Brockerhoff, die sich als ECOanlageberaterin und Buchautorin auf nachhaltige Geldanlagen und Finanzcoaching spezialisiert hat.

Nachhaltige Geldanlagen werden immer beliebter. Wie war die Entwicklung der letzten Jahre und welche Vorurteile gibt es nach wie vor?

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage der KfW Bank investieren 44 Prozent der deutschen Haushalte bereits grün oder können sich das vorstellen. Gerade bei jüngeren Menschen zwischen 18 und 30 liegt der Anteil dreimal höher als bei den über 65-Jährigen. Das Gesamtvolumen in Deutschland liegt bei 542 Mrd. Euro und macht mittlerweile einen Marktanteil von ca. 22 Prozent aus. Das Vorurteil, dass Nachhaltigkeit pauschal weniger Rendite mit sich bringt, hält sich hartnäckig. Verstärkt wird dies zusätzlich durch reißerische Headlines und fehlendes Hintergrundwissen.*

Marktbericht des Fachverbands„Forum Nachhaltige Geldanlagen“ (FNG)

Fotos: Jochen Rolfes

Wie lässt sich das widerlegen?

Zahlreiche Metastudien haben gezeigt, dass sich mit nachhaltigen Investments phasenweise sogar überdurchschnittliche Gewinne erzielen lassen. Vor allem bei den Big Playern spielt Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle, auch befeuert durch die zunehmende Regulierung. Der norwegische Staatsfonds, der größte Staatsfonds der Welt, investiert z. B. nicht in Firmen, die mehr als 30 Prozent ihrer Einnahmen durch Kohle erwirtschaften. Der irische Staatsfonds investiert seit 2016 nicht mehr in Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern. Die Allianz SE als größter Versicherer Europas versichert keine neuen Kohlekraftwerke oder Kohleminen und wird bis 2040 versicherte Kohlerisiken vollständig auslaufen lassen.

Sie beraten Kunden aus ganz Deutschland zum Thema nachhaltige Geldanlage. Was steht dabei im Fokus?

Meist ist der Begriff für viele Interessierte diffus und wenig konkret. Durch ein selbst erstelltes Schaubild bringe ich Licht ins Dunkel und unterstütze bei der Zielklärung. Welche Anlageformen gibt es, welche Verfügbarkeit, Laufzeiten und unterschiedliche Risiken haben diese Anlageformen? Erst dann ist es möglich einen geeigneten Anlagevorschlag zu erstellen. Ich vermittele auch immer viel Grundwissen in meinen Beratungsgesprächen, denn nur so können gute und im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltige Anlageentscheidungen getroffen werden.

Sie bieten neben der Finanzberatung auch Finanzcoachings an. Was kann man sich darunter konkretvorstellen?

Wir alle haben eine eigene Geldgeschichte, so individuell wie unser Fingerabdruck. Erlebnisse und der familiäre Umgang mit Geld können positiv oder negativ geprägt sein. Diese Prägungen steuern meist unbewusst unsere Finanzentscheidungen und -verhalten. Im Finanzcoaching unterstütze ich meine Mandanten dabei, ihre eigenen Projektionen auf Geld zuerkennen und aufzulösen. Anders als in der Finanzberatung werden somit wertvolle Erkenntnisse gewonnen durch die Entdeckung der eigenen Ressourcen. Diese Art von Coaching ist in Deutschland noch relativ neuund schließt die Lücke von unseren Emotionen zu Geld.